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RWE vs. MSV
Kevin Grund - "Keiner soll mir erzählen, dass das ein Spiel wie jedes andere ist"

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RWE vs. MSV: Kevin Grund - "Keiner soll mir erzählen, dass das ein Spiel wie jedes andere ist"
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Rot-Weiss Essen gegen MSV Duisburg: Am Sonntag (5. Februar, 14 Uhr) blick das Fußball-Ruhrgebiet Richtung Stadion an der Hafenstraße. Der RWE-Vize-Rekordspieler wird live dabei sein.

Kevin Grund steht mittlerweile für den 1. FC Bocholt in der Regionalliga West unter Vertrag. Der 35-Jährige hat nie einen Hehl zu seiner Liebe zu Rot-Weiss Essen gemacht - und das macht er auch vor dem Derby gegen MSV Duisburg nicht. Ein Duell seiner beiden Ex-Klubs.

RevierSport hat mit der Essener Legende vor dem brisanten Nachbarschafstduell RWE gegen MSV gesprochen.

Kevin Grund, was geht in Ihnen vor, wenn Sie an den kommenden Sonntag denken?

Das Spiel beschäftigt mich in den letzten Tagen schon sehr. Ich habe 13 Jahre in Duisburg verbracht. Mit zehn Jahren bin ich zum MSV gewechselt, habe dort auch den Sprung zu den Profis geschafft. Doch bei Rot-Weiss Essen wurde ich dann im Profibereich glücklich. Zehn Jahre war ich Stammspieler in Essen und habe sehr viel erlebt.

Für wen schlägt denn am Sonntag Ihr Herz?

Diese Frage stellt sich für mich nicht: Rot-Weiss Essen ist tief in meinem Herzen. Zum MSV bin ich als kleiner Junge gekommen und wurde Profi, aber bei RWE habe ich alles erlebt. Da waren so viele tolle Spiele, aber auch traurige Momente dabei. Einfach sehr viele Emotionen, die ich nicht missen will und die ich nie vergessen werde.

Die Anspannung, die Gedanken sind andere als vor gewöhnlichen Partien. Man weiß genau, dass es hier auch nur drei Punkte gibt, aber dennoch viel mehr auf dem Spiel steht. Wenn man gewinnt, ist man Derbysieger und wird gefeiert. Wenn man verliert kann man sich zwei Wochen lang anhören wie scheiße man war. Das ist die Wahrheit

Kevin Grund

Sie sind mit 326 Pflichtspiele auf Platz zwei, was die RWE-Rekordspieler betrifft. Nur Heinz Wewers (360) kommt auf mehr Spiele. Manch einer belächelt Sie aber, wenn man von einer "Legende Kevin Grund" spricht und argumentiert, dass man Grund doch nicht mit einem Willi Lippens, Helmut Rahn oder Frank Kurth vergleichen könne. Wie reagieren Sie darauf?

Das habe ich auch schon gehört (lacht). Aber ganz ehrlich: Mich interessiert das nicht. Schön ist doch, dass sich die Leute einen Kopf darüber machen und meinen Namen mit diesen RWE-Ikonen in einen Topf werfen. Fakt ist aber, dass ich die zweitmeisten Spiele für Rot-Weiss gemacht habe und darauf bin ich sehr, sehr stolz. Ich glaube, dass es das auch nicht mehr oft gibt, dass ein Spieler zehn Jahre im Profibereich für nur einen Klub spielt. Denn, ob Oberliga oder Regionalliga: Bei RWE handelte es sich in meiner Zeit immer um Profifußball.

Kevin Grund absolvierte für Rot-Weiss Essen 326 Pflichtspiele (26 Tore, 95 Vorlagen). Auf so eine stattliche Pflichtspiel-Anzahl kommt nur Heinz Wewers im RWE-Trikot.

Die "Top 10" der RWE-Rekordspieler:

1. Heinz Wewers (360 Spiele)

2. Kevin Grund (326)

3. Willi Lippens (315)

4. Dieter Bast (292)

5. Dirk Helmig (276)

6. Dirk Pusch (272)

7. Marcel Platzek (266)

8. Fritz Herkenrath (263)

9. Frank Kurth (260)

10. Willi Köchling (234)

Dabei hätten Sie RWE einige Mal auch verlassen können...

Ja, klar. Angebote gab es immer wieder mal. Konkrete Anfragen gab es aus den Niederlanden von VVV Venlo oder den U23-Mannschaften des TSV 1860 München und Greuther Fürth. Das kann ich ja heute alles verraten (lacht). Aber für mich kam ein Wechsel nie infrage. Ich habe den Verein einfach geliebt und tue das bis heute noch. Zudem bin ich ein Familienmensch und wollte den Ruhrpott nie verlassen.

Bis zum Sommer 2021: Dann haben Sie RWE doch verlassen...

Es war der richtige Zeitpunkt. Ich bereue diesen Wechsel auch nicht. Ich bin mit Bocholt dann aufgestiegen und habe im Berufsleben beim Sportartikel-Ausrüster Teamsport Philipp auch Fuß gefasst und bin auch privat mit meiner Frau und unseren beiden Söhnen glücklich. Es sollte so sein. Das Einzige, was mir in meiner RWE-Zeit fehlte, war der Drittliga-Aufstieg. Leider.

Gab es denn zu Ihrer RWE-Zeit einen Kader, der hätte aufsteigen müssen?

Ja! 2019/2020 hatten wir unter Trainer Christian Titz die mit Abstand beste Mannschaft der Regionalliga West. Da hätte es klappen müssen. Wir haben einen super Fußball gespielt. Doch leider hat es an Kleinigkeiten in der Corona-Saison gehapert.

Wer war eigentlich Ihr bester Trainer bei RWE, mit wem kamen Sie weniger gut aus?

Vorweg: Ich hatte mit keinem Trainer Stress. Auch nicht mit Marc Fascher, der überhaupt nicht auf mich gesetzt hat. Doch er war menschlich astrein. Fußballerisch habe ich das Meiste von Christian Titz und Jan Siewert mitgenommen. Das waren Trainer der neuen Generation, hoch modern eben. Waldemar Wrobel will ich hier aber auch erwähnen. Unter 'Waldi' habe ich eine tolle Zeit erlebt und habe bis heute einen guten Draht zu ihm.

Was haben solche Spiele, wie das am Sonntag, als Fußballer mit Ihnen gemacht?

Es ist gelogen, wenn Spieler behaupten, dass solch ein Derby ein Spiel wie jedes andere ist. Das ist einfach nicht die Wahrheit! Die Anspannung, die Gedanken sind andere als vor gewöhnlichen Partien. Man weiß genau, dass es hier auch nur drei Punkte gibt, aber dennoch viel mehr auf dem Spiel steht. Wenn man gewinnt, ist man Derbysieger und wird gefeiert. Wenn man verliert, kann man sich zwei Wochen lang anhören wie scheiße man war. Das ist die Wahrheit.

Wie lautet denn Ihr Tipp?

Beide Mannschaften tun sich nicht viel. Fakt ist aber auch, dass es bei dem Klub, der dieses Derby verliert auch das erste Mal in dieser Saison etwas Unruhe geben wird. Davon bin ich überzeugt. Bei einem Remis wird sich nichts ändern, Stillstand eben. Aber ich denke, dass die Unruhe beim MSV aufkommt, weil RWE gewinnt.

Am Samstag sollte der 1. FC Bocholt auch in Wuppertal gewinnen, sonst könnte es auch unruhig werden oder?

Viele vergessen einfach, dass wir ein Aufsteiger sind. Bei uns darf gar keine Unruhe reinkommen. Wir stehen über dem Strich in der Regionalliga, stehen im Halbfinale im Niederrheinpokal. Wann gab es denn das das letzte Mal in Bocholt? Wir sollten unheimlich stolz sein, was wir gerade leisten. Wir können befreit nach Wuppertal fahren. Der WSV hat doch Druck, denn sie wollen nochmal oben an Münster herankommen und dürfen sich kaum noch Ausrutscher in der Rückrunde erlauben.

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